Afternoon Tea – die feine englische Art

Englischer Afternoon Tea Tischdeko

Wenn ich Gäste zu bewirten habe, steht ein englischer Afternoon bei mir ganz oben in meiner Gunst. Für die meisten Gäste ist es etwas Neues – oder zumindest mal was anderes. Alle Vorbereitungen werden vor dem Eintreffen der Gäste erledigt, danach kann man ganz entspannt selbst mit am Tisch sitzen, ohne alle drei Minuten in die Küche laufen zu müssen.  Da es verschiedene kleine Köstlichkeiten gibt, findet jeder etwas, das ihm schmeckt (eigentlich schmeckt immer allen alles 😉  – und nicht zuletzt ist es für mich eine willkommene Gelegenheit, endlich einmal wieder mein silbernes Teeservice aus dem Schrank zu holen. Wofür hat man es schließlich?!

Afternooon Tea, High Tea, Etagere

So wird der Afternoon Tea im Hotel THE GORING in London zelebriert.

 

AFTERNOON TEA – was ist das eigentlich?

Der Afternoon Tea wir für gewöhnlich nachmittags, klassischerweise zwischen 15 Uhr und 17 Uhr serviert. (Ich persönlich finde aber, dass man sehr gut auch schon früher starten und sich den ganzen Nachmittag bis zum frühen Abend ‚durchessen‘ kann.)

Neben Tee gibt es sowohl herzhafte als auch süße Kleinigkeiten. Traditionell gibt es Sandwiches und kleine Kuchen und Gebäck. Fast unverzichtbar sind die Scones, eine Art englischer Teebrötchen, die mit Clotted Cream und Marmelade serviert werden.

 

WELCHER TEE WIRD SERVIERT?

Feste Regeln gibt es dazu nicht. In den großen Londoner Hotels, die Nachmittagstee servieren, gibt es für gewöhnlich eine größere Auswahl an Teesorten von Darjeeling bis zum Jasmintee. Im Tea Salon des Luxuskaufhauses Fortnum & Mason hilft dem Gast sogar ein Tee-Sommelier bei der Wahl.
Ich persönlich halte es so wie die meisten Engländer und greife zu einer speziellen Teemischung für den Nachmittag: dem Afternoon Tea. Klassischerweise ist der Afternoon Tea eine Mischung aus verschiedenen Ceylon-Tees. Er wird mit frischer Milch getrunken (Dosenmilch ist ein No Go!) und je nach Geschmack mit weißem Zucker gesüßt.

Die Zubereitung ist einfach. Zuerst wird die Teekanne mit heißem Wasser vorgewärmt, das Wasser dann aber wieder ausgeschüttet. Anschließend werden die losen Teeblätter in die Kanne gegeben und mit kochendem Wasser überbrüht . Dabei gilt: Ein Teelöffel pro Tasse plus ein Teelöffel extra „für die Kanne“. Nach 3-5 Minuten je nach Sorte hat der Tee lange genug gezogen und kann serviert werden.

Wenn die Teekanne keinen speziellen Einsatz hat, der die Teeblätter zurückhält, dann benutzt man beim Eingießen einen sogenannten Strainer, ein kleines Teesieb, das man über die Tasse hält.

Das Servieren des Tees ist übrigens nach der englischen Tee-Etikette (ja, sowas gibt es wirklich;-)) immer die Sache der Gastgeberin. Sie bleibt dazu am Platz sitzen und reicht die gefüllten Tassen an die Gäste weiter. Wie eine deutsche Hausfrau mit der Kanne von Platz zu Platz zu rennen, ist dagegen unfein.

Einen ausgezeichneten Artikel rund um englischen Tee habe ich auf der Seite von Fortnum & Mason gefunden: The perfect Cup of Tea. Wer nach London reist, sollte nicht versäumen, dieses noble Traditionskaufhaus zu besuchen und dort auch Tee zu kaufen. Egal, ob Breakfast oder Afternoon Tea oder Royal Blend oder… Die Tees von Fortnum & Mason sind die köstlichsten, den ich je getrunken habe!

Lebensmittelabteilung Fortnum&Mason

Das Nobelkaufhaus Fortnum&Mason ist einen Besuch wert

 

DIE REZEPTE

SCONES
Scones sind einfach toll. Wenn es sie nicht schon gäbe, müsste man sie glatt erfinden! Sie schmecken jedem – und sie lassen sich prima vorbereiten und einfrieren, so dass man sie bei Bedarf nur noch backen muss.

Ich habe verschiedene Rezepte ausprobiert,- hier ist das, bei dem ich geblieben bin:

Zutaten für ca. 16 Scones:
500 g Mehl
1 Päckchen Backpulver
50 g Zucker, etwas Salz
2 Eier
120 g weiche Butter
250 g Joghurt (oder Buttermilch)
Puderzucker zum Bestreuen
Zubereitung:
Mehl mit Backpulver, Zucker, Eieren und Salz mischen. Die Butter in Flöckchen und den Joghurt zugeben und kurz (!) verkneten. Es ist völlig in Ordnung, wenn einzelne Butterstückchen noch erkennbar sind, wenn man den Teig zu lange knetet, werden die Scones später zäh.
Wer mag, kann den Teig jetzt teilen und der Hälfte noch eine Handvoll Rosinen zugeben. (Ich mache nie ALLE Scones mit Rosinen, weil es immer Leute gibt, die Rosinen nicht mögen).
Den Teig nun auf einer gut bemehlten Arbeitsfläche ca. 2-3cm dick ausrollen und kreisrund ausstechen. 7cm ist die klassische Größe für Scones, ich nehme gern einen kleineren Ausstecher mit 5cm.
Die rohen Scones kann man nun auf einer bemehlten (!) Platte vorfrieren und nach ca. 15 Minuten in einen Gefrierbeutel füllen.
Gebacken werden sie bei 190 Grad (Umlauft 170 Grad) auf mittlerer Schiene für ca. 15 Minuten. Sie sind fertig, wenn die Oberfläche schön gebräunt ist.
Mit Puderzucker bestreuen und gleich servieren – ofenwarm schmecken sie am besten!
Afternoon-Tea, Rezept für englische Scones

So appetitlich wie hier auf dem Camden Lock Market in Londin sehen die fertigen Scones aus. Einfach zum Anbeißen!

 

Serviert werden Scones mit Marmelade (meist Erdbeermarmelade) und CLOTTED CREAM, einer Art streichfester Sahne, die es hier in Deutschland nur im Glas zu kaufen gibt (und die ich nicht empfehle!).

Im Netz kursieren einige – ungeheuer komplizierte – Rezepte, wie man Clotted Cream selber herstellen kann. Ich finde ehrlich gesagt, das lohnt der Mühe nicht. Ich mache immer einen Clotted-Cream-Ersatz aus geschlagener Sahne und Creme Fraiche zu gleichen Teilen. Schmeckt herrlich frisch und ist ruckzuck selbst gemacht!

SANDWICHES

Ich vermute mal, Sandwiches kann jeder auch ohne haargenaueRezepte machen. Man nehme Toast, bestreiche ihn mit Butter und belege ihn wahlweise mit

-dünnen Scheiben von Salatgurke (DER Klassiker!)
-Roastbeef
-gekoschtem Schinken
– Thunfischsalat
– Käse…

Natürlich kann man sich noch zusätzlich ‚austoben‘. Zum Roastbeef passt Meerettich und Gurke, zum Käse Tomatenscheiben und Kresse…

Eine zweite Toastscheibe wird darübergeklappt. Dann wird der Toast entrindet und diagonal in vier Teile geschnitten.

CREPES-ROLLEN

Während Sandwiches frisch gemacht werden müssen (was übrigens meist mehr Zeit in Anspruch nimmt, als man eingepant hat!), kann man Crepes schon am Vorabend zubereiten. Ein gutes Argument für Crepes 🙂

LACHSCREPES: Ich backe hauchdünne Pfannkuchen, bestreiche sie nach dem Erkalten mit Kräuterfrischkäse und belege sie mit Scheiben von Räucherlachs und Kresse. Fest zusammenrollen und kühlstellen. Am nächsten Morgen in diagonale Streifen schneiden und servieren.

 

 

Sandwiches, Scones auf Etagere

Zum 5-jährigen Bestehen unseres Onlineshops hatten wir zum Afternoon Tea eingeladen. Für 12 Personen brauchten wir 2 große Teller-Etageren und noch 2 Tortenplatten für die Scones.

 

Kuchen, Cupcakes und Co.

Ich verzichte hier auf eigene Rezepte – es gibt so viele im Netz, da wird für jeden das Richtige dabei sein.

Daher nur ein paar grundsätzliche Anmerkungen:

Es spricht absolut nichts dagegen, zum englischen Afternoon Tea einen guten deutschen Apfelkuchen nach dem eigenen Lieblngsrezept zu servieren. Warum auch nicht? Man sollte ihn nur in möglichst kleine Stücke schneiden.

Wahnsinnig angesagt sind heutzutage natürlich Cupcakes. Ehrlich gesagt, mir sind sie mit ihren üppgen Buttercremehauben einfach zu mächtig. Hat man einen Cupcake gegessen, ist man satt – und das ist ziemlich blöde, wenn es so viele verschiedene Leckereien gibt wie beim Afternoon Tea. Wer trotzdem Cupcakes machen möchte, sollte sie in der Mini-Version backen. Größer als 4 oder 5 cm sollten sie nicht sein.

Das macht natürlich Arbeit. Und die sollte man nicht unterschätzen! Für unser Firmenjubiläum habe ich mich zum Beispiel total verschätzt. Ich hatte für 12 Personen Mini-Sacher-Cupcakes gemacht, Mini-Tartes mit Limonen-Mousse und frischen Früchten, Rhabarber-Küchlein und Tarteletts mit Konditorcreme und Himbeeren. Und dazu noch kleine Gläschen mit englischem Trifle. Allein die Vorbereitungen für alles haben 3 volle Tage in Anspruch genommen – und am Tag selber war ich auch noch mal 5 Stunden beschäftigt.

Wer also stressfrei feiern möchte, sollte lieber weniger einplanen und reichlich Zeit veranschlagen.

 

Aber trotzdem war unser Afternoon Tea ein voller Erfolg Wie man sieht, haben wir sogar die Royal Family zum Strahlen gebracht 🙂

Royal-Family-Masken

Hoher Besuch beim Firmenjubiläum